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Uni-Vorgeschichte III: Reform der Ausbildung des „Volksschullehrers“

1964 war im sog. Hamburger Abkommen die Abschaffung der klassischen Volksschule zugunsten der Grund- und Hauptschule zwischen den Bundesländern vereinbart worden. Mit den politischen Diskussionen um neue, auch integrierte Bildungsziele und Schulformen, die 1970 in den Strukturplan für das Bildungswesen mündeten, einher ging die Planung passender Studiengänge und -modelle. Die Ausbildung von Lehrer*innen im nunmehr so genannten gestuften Primar- sowie im Sekundarbereich I und II sollte sowohl auf dezidiert wissenschaftlicher und zugleich aber auch praxisnaher Basis erfolgen. Ab 1970 gab es dann analog zum tradierten Referendariat der angehenden Gymnasiallehrer am Studienseminar auch einen eigenen Vorbereitungsdienst für die übrigen Lehrämter. Studierende der PH Vechta waren für eine Verbesserung der Ausbildung im Dezember 1968 erstmals im Rahmen einer Demo auf die Straße gegangen, allerdings noch ohne explizit eine universitäre Lehrerausbildung zu fordern. Zudem wurde eine bundesweite Vereinheitlichung der Ausbildungsgänge angestrebt, weshalb in fast allen Bundesländern diese Diskurse parallel abliefen und das tradierte Modell der Pädagogischen Hochschulen hinterfragt wurde.

Gleichwohl gab es Ende der 1960er und in den frühen 1970er Jahren einen regelrechten Ansturm von Studierenden für das Lehramt, die die PHs zunehmend unter Druck setzten und für bessere und modernere Studienbedingungen eintraten. Das klassische Berufsbild des Lehrers als "Respektsperson" und Autorität in der Klasse wurde in Frage gestellt. Die Profession des Lehrers und der Lehrerin sollte zwar ganzheitlich erfolgen, das schätzten die Studierenden an den PHen, jedoch mit modernen erziehungswissenschaftlichen und didaktischen Methoden unterlegt sein.

Letztlich war die Zusammenführung der Niedersächsischen PHen in die zentrale PHN 1969 ein erster Schritt in die weitere Verwissenschaftlichung des Studiums, die Fachwissenschaften erlangten zunehmend Bedeutung, die Fächervielfalt und bisherige Breite des PH-Studiums wurde reduziert. Explizit sollte auch das Lehramt für Realschulen, Sonderschulen und die Promotion nun an den PHN-Standorten ermöglicht werden. Der Übergang vom Studium in die Berufsvorbereitung (sog. erste und zweite Phase der Lehrkräftebildung) sollte fließend erfolgen. Hierfür wurden auch innovative neue Modelle gesucht, die letztlich in die Konzeption einer „einphasigen Lehrerausbildung“ (ELAB) in Niedersachsen einmündeten. Diese integrierte Form des Studiums sollte versuchsweise zunächst in den beiden neuen Universitäten Oldenburg und Osnabrück ab 1974 modellhaft eingeführt und erprobt werden. Die vielfältigen Diskurse zur Neuaufstellung der Lehrkräfteausbildung stieß nicht immer auf Gegenliebe bei den aus der PH-Tradition stammenden, der geisteswissenschaftlichen Tradition der ganzheitlichen "Pädagogik" verpflichteten Lehrenden, die sich mit der eher sozialwissenschaftlichen, professionalisierenden "Erziehungswissenschaft" teils schwer taten. So gab es durchaus Konflikte zuwischen "PH-Altegedienten" und progressiven "Universitäts-Neuberufenen" in den nun gemischt zusammengesetzten Universitätsgremien und Fachbereichen.