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Forschungsverbund 4N

 

4N steht für Nordwest Niedersachsen Nachhaltig Neu. Das Forschungsprojekt nimmt die aktuellen Herausforderungen im Strukturwandel des ländlichen Nordwesten Niedersachsens in den Blick. Gesellschaftliche, technologische sowie ökologische Transformationen sollen durch den Forschungsverbund in Gang gesetzt werden. Startschuss für das vier Jahre laufende und sechs Millionen Euro schwere Projekt war der 19. Januar 2022.

 

Transformation und Strukturwandel im ländlichen Raum Nordwestdeutschlands: Reallabore in Marsch, Moor, Geest und Mee(h)r

Das vom Bundesland Niedersachsen über das Niedersächsische Vorab finanzierte Forschungsprojekt der Universität Vechta, der Hochschule Emden-Leer und der Jade-Hochschule erforscht in Kooperation mit den Universitäten Oldenburg und Göttingen die aktuellen Herausforderungen des Strukturwandels im ländlich geprägten Nordwesten Niedersachsens.

Wie der ehemalige niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, im Januar 2022 bei der offiziellen Überreichung des Förderbescheides erklärte, greift der Verbund in seiner Zielsetzung die Besonderheit der ausgeprägt unterschiedlichen Nutzungsarten im Nordwesten Niedersachsens auf, die an die Grenzen ihrer Potenziale stoßen: die Intensivlandwirtschaft im Südoldenburger Raum, der Tourismus im Küstenraum der Ostfriesischen Inseln sowie der industriell geprägte Raum um Emden. Er verfolgt dabei in acht zusammenwirkenden Teilvorhaben das übergeordnete Ziel, gesellschaftliche, technologische und ökologische Transformationen hin zu zukunftsorientierten, nachhaltigen Lebenszusammenhängen zu initiieren, zu begleiten und zu evaluieren.

 

Thema des Vorhabens 

Zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Lebensverhältnisse in der Untersuchungsregion des nord-westlichen Niedersachsen stellt sich die Notwendigkeit, transformative Antworten auf sich existenziell verändernde Daseinsbedingungen zu finden. Hierzu zählen ausgeprägte demografische und damit verbundene gesundheitliche Veränderungen in den ländlichen Gebieten, sich ändernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen aufgrund regionaler und weltwirtschaftlicher Dynamiken, die bestehende Strukturen in Frage stellen oder obsolet machen. Hinzu kommen sich ändernde Klima- und Umweltgegebenheiten als Rahmenbedingungen der Landnutzung und schwerwiegende Verluste an biologischer Vielfalt. Technologische Entwicklungstrends insbesondere aus dem Bereich der Digitalisierung eröffnen neue Gestaltungsmöglichkeiten, Herausforderungen und Lösungen. Dies erfordert umfangreiche Transformationsleistungen und dazu Anregungen aus der Forschung, um gemeinsam mit Akteuren der Region tragfähige und zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln. Darüber hinaus besteht der dringende Bedarf, an regionsspezifischen Antworten auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen mitzuarbeiten, die die Corona-Pandemie mit sich gebracht hat. Die Disruptionen durch Reaktionen auf das Infektionsgeschehen sind transformativ in längerfristig tragfähige Lebensgestaltung zu überführen.

 

Zielsetzung des Vorhabens 

Die Zielsetzung des Vorhabens besteht darin, Transformationspotenziale in Richtung nachhaltiger Entwicklung zu gestalten. Partiell dominante wirtschaftliche Monostrukturen wie bestimmte agrarindustrielle Entwicklungen oder einseitige Ausrichtung auf Tourismus können mit Hilfe neuer konzeptioneller und technologischer Entwicklungen stärker in Einklang mit den Erfordernissen zum Erhalt attraktiver Lebensbedingungen und deren umweltbezogenen Grundlagen gebracht werden. Eine gemeinsame Gestaltung innovativer Konzepte mit verschiedenen Trägern gesellschaftlicher Entwicklung erfordert Beiträge zu nachhaltiger Bildung, Digitalisierung, Gesundheit der Bevölkerung, landwirtschaftlichem Strukturwandel, regenerativer Energiegewinnung, Tourismus und Governance sowie Planung/Gestaltung urban-ruraler Räume und Mobilität, die mit ihren vielfältigen Bezügen untereinander entwickelt werden. Das Vorhaben wird möglich durch ein Zusammenwirken der beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen mit regionalen Akteuren Nordwest-Niedersachsens.

Begründung des Vorhabens

Obwohl die Region Nordwest-Niedersachsens aufgrund des vorherrschend atlantisch geprägten Klimas durch ein hohes Maß an Gemeinsamkeiten gekennzeichnet ist (Tiefland mit Marschen, Geest und Mooren), haben sich unterschiedliche Schwerpunkträume für Nutzungen entwickelt. In zum Teil gegenläufiger Richtung stoßen diese an Grenzen ihrer Potenziale. Der Südoldenburger Raum ringt mit Kapazitätsgrenzen, die sich für hochproduktive Intensivlandwirtschaft mit marktgetriebenem Expansionspotenzial ergeben. Im Küstenraum der Ostfriesischen Inseln führte die erfolgreiche Tourismus-Entwicklung zu verschärften Disparitäten zwischen touristischer Entfaltung und den Lebensmöglichkeiten der ortsansässigen Bevölkerung. Während der industriell geprägte Raum um Emden mit Problemen des Strukturwandels ringt, wirken verkehrsmäßig weniger erschlossene ländliche Gebiete demografisch abgehängt, infrastrukturell entleert und perspektivarm. Während in Teilen des Raumes, z.B. durch die Intensivtierhaltung im Oldenburger Münsterland die ökologische Tragfähigkeit des Raumes tendenziell erreicht ist, blieb in anderen Teilen der Region die Entwicklung defizitär. Hier transformativ zu einer nachhaltigen Aktualisierung mit zukunftsfähigen Lösungen zu gelangen, ist Kern der Aufgabe der interdisziplinären und interinstitutionellen Kooperation im Forschungsverbund.