Forschungsprojekt "Narrative des Anthropozän in Wissenschaft und Literatur" (2017-2020)
In den vergangenen Jahrzehnten sind menschliche 'Spuren' in der Natur immer deutlicher geworden – das sogenannte Ozonloch durch Treibhausgase, umweltschädlicher Plastikmüll in den Ozeanen, Artensterben, die Versauerung der Meere sowie irreversible Schäden durch Rodungen oder Eingriffe in Gewässer sind nicht mehr zu ignorieren und gehen auf die menschliche Zivilisationstätigkeit zurück. Gleichzeitig ist nun auch ein verstärktes Bewusstsein für diese tiefgreifenden Veränderungen der Biosphäre auf planetarer Ebene entstanden, wofür die Naturwissenschaftler Paul Crutzen und Eugene Stoermer im Jahre 2000 den Begriff des "Anthropozän" in die Forschung eingeführt haben. Seit 2009 berät die Arbeitsgruppe der International Commission on Stratigraphy (ICS) der Geological Society, London, unter der Leitung von Jan Zalasiewicz darüber, das aktuelle Erdzeitalter des "Holozäns" tatsächlich durch das "Anthropozän" abzulösen. Die Anthropozän-Idee hat mittlerweile eine Karriere in den verschiedensten Wissenschaftsbereichen wie auch in Kunst und Literatur angetreten. Die Tragweite erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, wobei die Literatur- und Kulturwissenschaften die imaginative Seite des Anthropozän als transdisziplinäres Brückenkonzept, als Reflexionsbegriff und narratives Konstrukt ausloten, was in die Wissenschaftsdebatte zurückwirkt.
Im Zentrum des vorliegenden Projekts steht die Frage, inwiefern literarische Texte (Klimawandel-Roman und Ecothriller, dystopischen Filmen, Dokumentationen, umweltbezogene Gedichte Lyrik und Dramen) die Idee eines neuen Erdzeitalters verarbeiten, kritisch reflektieren und alternative Mensch-Umwelt-Beziehungen artikulieren; es soll auch untersucht werden, ob das Konzept auf vor-anthropozäne Literatur fruchtbar anwendbar ist
Das literatur- und kulturwissenschaftliche Forschungsprojekt "Narrative des Anthropozäns in Wissenschaft und Literatur" ist am Department III der Universität Vechta angesiedelt und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unter DU 320/8-1 finanziert.