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Kulturwissenschaft(en) als interdisziplinäres Projekt

Projektinitiatoren

Prof. Dr. Eugen Kotte (Universität Vechta)
Prof. Dr. Jürgen Joachimsthaler (Philipps-Universität Marburg)

Projektziele

Ziel des Projektes ist es, eine Gesamtschau der kulturwissenschaftlichen Debatte(n) in den verschiedenen daran beteiligten Disziplinen im internationalen Rahmen zu gewinnen, um den mit den neuen Studiengängen akuten, in der kulturwissenschaftlichen Debatte betonten interdisziplinären Austausch in reflektierte überdisziplinäre Praxis umzusetzen. Das Projekt wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) großzügig unterstützt und dient auch der projektgebundenen Vernetzung ehemaliger DAAD-Lektor/inn/en, die nun in kulturwissenschaftlichen Arbeitsbereichen tätig sind. Darüber hinaus konnten Wissenschaftler/innen unterschiedlicher Disziplinen aus dem In- und Ausland gewonnen werden, die im Bereich kulturwissenschaftlicher Forschungen ausgewiesen sind.

Projekttagungen

Im Herbst 2007 begann das Projekt mit einem vom DAAD und der Philologisch-Historischen Fakultät der Universität Augsburg unterstützten Symposium zur Fragestellung "Diskussionen um die Kulturwissenschaft(en): Inflationäre Worthülse oder definierbares Forschungs- und Arbeitsfeld?", auf dem Vertreter/innen der Literaturwissenschaften, der Geschichtswissenschaft und der Theaterwissenschaft kulturwissenschaftliche Theorien diskutierten. Ein Sammelband mit den Beiträgen erschien 2008 unter dem Titel "Kulturwissenschaft(en) in der Diskussion".

An der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg fand 2008 die II. Tagung zum Thema "Theorie ohne Praxis - Praxis ohne Theorie? Kulturwissenschaft(en)im Spannungsfeld zwischen Theorie, Didaktik und kultureller Praxis" statt, auf der der (hochschul-)didaktische Niederschlag kulturwissenschaftlicher Theoriebildung und praktische Umsetzungsmöglichkeiten erörtert wurden. Für diese Veranstaltung wurde der Beiträger/innenkreis erheblich ausgeweitet; das übergeordnete Thema wurde über Beiträge aus dem Bereich Deutsch als Fremdsprache(nphilologie), der Ethnologie, der Literaturwissenschaft und -didaktik, der Geschichtswissenschaft und -didaktik, der Theaterwissenschaft sowie der Kulturarbeit in Stiftungen und unabhängigen Institutionen diskutiert. Auch diese Tagung wurde vom DAAD gefördert; ein dokumentierender Sammelband ist 2009 erschienen.

Die III. Tagung wurde 2009 an Universität Vechta durchgeführt. Sie widmete sich mit dem Titel "Kulturwissenschaft(en): Beiträge verschiedener Disziplinen"  der Erörterung verschiedener Ingredienzien (aus der Geschichtswissenschaft, dem Kulturmanagement, den Literaturwissenschaften, der Politikwissenschaft, der Theaterwissenschaft und der praktischen Kulturarbeit) zur übergeordneten kulturwissenschaftlichen Perspektive. Unterschiedliche kulturwissenschaftliche Ansätze versprechen, durch Grenzüberschreitungen kulturelle Forschungsfelder (z. B. Gender Studies, Erinnerungskultur, Medienforschung, Migrationsforschung) zu erschließen, die nach einzeldisziplinär ausgerichteten Erkenntnisinteressen nicht ausreichend bearbeitet werden können. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen Kulturbereichen ist aber bereits durch fachgebundene Untersuchungen angestoßen worden, so dass im Mittelpunkt der Tagung die Erörterung thematisch wie methodisch einzeldisziplinär verankerter Impulse stand, die zur interdisziplinären kulturwissenschaftlichen Kooperation beitragen. Für diese Tagung wurde der Beiträger/inn/enkreis nochmals disziplinär und erweitert. Der die Tagungsbeiträge enthaltende Sammelband erschien 2010.

Das Projekt wurde 2010 an der Universität Potsdam mit der von Prof. Dr. Helmut Peitsch (Neuere deutsche Literatur) organisierten IV. Tagung "Reisen um 1800" fortgesetzt. Dabei handelt es sich um ein Thema, das von exemplarischer Bedeutung in den Kulturwissenschaften ist und sich auf einen Zeitraum konzentriert, in dem Nationen in Europa sich auch revolutionär konstituierten. Entsprechend wurde auf dieser Tagung eine transnationale Perspektive auf das Dreieck von zunehmend globalisierter Welt, expandierendem Europa und national definierten "eigenen" Kulturen gewählt. Der die Tagung dokumentierende Sammelband ist 2012 erschienen.

2011 fand unter der Leitung von Prof. Dr. Steffen Höhne (Kulturmanagement) an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar die V. Tagung zum Thema "Kulturwissenschaft im europäischen Kontext" statt. Nachdem die Kulturwissenschaft sich als eigenständige, wenngleich nicht unumstrittene akademische Disziplin etabliert hat, wurde auf dieser Tagung ein vergleichender Blick auf die fachimmanente Entwicklung mit ihren in Europa unterschiedlichen Traditionen geworfen. Entsprechend wurden aus einer interdisziplinären und transnationalen Perspektive unterschiedliche Herausbildungen der Kulturwissenschaft vorgestellt und Entwicklungsmöglichkeiten einer europäischen Disziplin diskutiert. Der die Tagung dokumentierende Sammelband erschien 2013.

Mit dem Ende des Gutenberg-Zeitalters offenbart sich vor dem Hintergrund der Digitalisierung gleichzeitig die Prägung westlicher kultureller und wissenschaftlicher Praktiken sowie ihrer Episteme durch das stilbildende Medium des Buches und die Materialität des gedruckten Textes bzw. Dokuments. Gleichzeitig werden weitgehend national kodierte bzw. topographisch definierte Kulturbegriffe hinterfragt zugunsten regionaler wie auch transnationaler Bezugsgrößen. Trotz unterschiedlicher materialer Basis sind hierbei augenfällige Parallelen zwischen pränationalen bzw. vormodernen Formationen von Kultur(en) und Wissen mit gegenwärtigen, im Zeichen der digitalen Revolution stehenden, transnationalen Praktiken zu konstatieren. Im Zentrum der vom 16. bis zum 18. November 2012 an der Ludwig-Maximilians-Universität München unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Gissenwehrer und Dr. Katharina Keim (Theaterwissenschaft) stattfindenden VI. Tagung zum Thema "Materialität(en) des Kultur-und Wissenstransfers in prä- und transnationalen Kontexten" stand die Frage nach den materialen Aspekten von Medien bzw. Hypermedien, in denen Kunst und Wissen realisiert und vermittelt werden. Der die Tagungsbeiträge aufnehmende Sammelband ist 2015 erschienen.

Im Mittelpunkt der am Herder-Institut der Universität Leipzig vom 17. bis zum 19. November 2013 unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Fandrych, Dr. Michael Dobstadt und Dr. Renate Riedner (Deutsch als Fremd- und Zweitsprache) stattfindenden VII. Tagung "Linguistik und Kulturwissenschaft: Zu ihrem Verhältnis aus der Perspektive des Faches Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und anderer Disziplinen" stand die Frage nach dem Verhältnis von Linguistik und Kulturwissenschaft. Es wurden sowohl Forschungen zu kulturbezogenen Aspekten von Sprache und Kommunikation als den genuinen Gegenständen der Linguistik vorgestellt als auch Relevanz und Reichweite linguistischer Methoden für die Analyse kulturwissenschaftlicher Fragestellungen diskutiert. An konkreten Beispielen wurde gezeigt, wie an der Schnittstelle von Sprache und Kultur aus den Perspektiven unterschiedlicher Disziplinen geforscht wird mit dem Ziel, Differenzen und /oder Komplementaritäten auszuloten und nach gemeinsamen, transdisziplinären Forschungsperspektiven zu fragen. Der entsprechende Sammelband ist 2015 erschienen.

Mit dem Fokus auf "Gegenwartskultur als methodologische Herausforderung der Kulturwissenschaft(en)" fand vom 13. bis zum 15. November 2014 die VIII. Tagung des Netzwerkes an der Philipps-Universität Marburg, organisiert von Prof. Dr. Jürgen Joachimsthaler (Neuere Deutsche Literatur), statt. Der entsprechende Sammelband wird 2016 erscheinen.

Die IX. Tagung an der Universität Vechta vom 06. bis zum 08. November 2015 unter dem Thema "Kulturwissenschaft(en): Bilanz und Perspektiven" diente einerseits der bedachten Rückschau auf ein Vierteljahrhundert Neuer Kulturwissenschaft(en) in Deutschland, in dem aufgrund mannigfaltiger Impulse erhebliche Erfolge insbesondere in der fächerübergreifenden Erforschung bestimmter Gegenstandsfelder erzielt wie auch innovative Forschungsansätze im interdisziplinären Austausch entwickelt werden konnten. Andererseits war die Tagung der kritischen Konzentration auf Entwicklungen der letzten Jahre gewidmet, durch die die kreative Unbestimmtheit und die polyphone Qualität der Kulturwissenschaft(en) aufgrund fortgesetzter Einfütterung einzeldisziplinär nicht mehr zu qualifizierender Gegenstände bis hin zur Beliebigkeit missbraucht wurde. Angesichts dieser ambivalenten Entwicklung ist nach den Perspektiven der Kulturwissenschafte(en) und deren notwendigen Bedingungen zu fragen, die unter anderem im Bereich der Vermittlung (und damit auch der Praxis) liegen könnten, sofern die in vielen kulturwissenschaftlichen Studiengängen beobachtbaren Klagen der Studierenden ernst genommen werden. Ein Sammelband zur Tagung wird voraussichtlich Ende 2016 erscheinen. Vgl. auch den Tagungsbericht im Journal of Literary Theory (jltonline).

Die X. Tagung wurde an der Technischen Universität Dresden durch Prof. Dr. Maria Lieber und PD Dr. Christoph Oliver Meyer von der dortigen Romanistik ausgerichtet. Sie beschäftigte sich vom 04. bis zum 06.11.2016 unter dem Thema "Integration - Evolution? Revolution" mit den epochalen gesellschaftlichen Veränderungen, die der Zuzug von Flüchtlingen insbesondere aus dem arabischen Raum für Deutschland und nicht erst im Jahr 2015 für ganz Westeuropa mit sich gebracht hat. Auch die Kulturwissenschaften und ihre Deutungshoheit sind durch diese Entwicklungen vor ganz neue Herausforderungen gestellt worden. Wie Reaktionen, Konzepte, Modelle und Theorien, die vornehmlich im Feld der Interkulturalitätsansätze angesiedelt sind, in unterschiedlichen, sich kulturwissenschaftlich definierenden Disziplinen aussehen (könnten), wurde auf dieser Tagung intensiv diskutiert. Ein Tagungsband mit den Vorträgen ist 2018 erschienen.

Am 4. und 5. Dezember 2017 wird durch Prof. Dr. Steffen Höhne von der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und Prof. Dr. Martin Tröndle von der Zeppelin Universität Friedrichshafen die XI. Tagung des Netzwerks im Radialsystem V in Berlin unter dem Titel "Mythos Publikum" veranstaltet. Kulturvermittlung, kulturelle Bildung und Audience Development sind in den letzten Jahren zu kulturpolitischen Leitbegriffen mit einer beachtlichen Konjunktur und Breitenwirkung im öffentlichen Diskurs avanciert. Dabei wird in der Regel ein sozialer wie normativer Status des "Publikums" verabsolutiert. Nicht zuletzt seit den Theorieansätzen von Pierre Bourdieu werden sozioökonomische und edukative Determinanten als Voraussetzung für den Besuch von Kulturinstitutionen postuliert. Die Vorstellung von Kulturpublikum bzw. jenen, denen Kultur zu vermitteln sei, haben sich so zunehmend und mit stereotyper Diktion verfestigt. Auf der Tagung sollen diese Entwicklungen analysiert und gängige Konstruktionen von "Publikum" hinterfragt werden.

Projektveröffentlichungen

Zur Dokumentation der Tagungen wurde beim Martin Meidenbauer Verlag eine Publikationsreihe eingerichtet, in der die Einzelbeiträge veröffentlicht werden (Reihenübersicht des Verlags). Seit 2013 erscheinen die Tagungsbände im Peter Lang Verlag. Folgende Sammelbände unter dem Titel "Kulturwissenschaft(en) in der Diskussion" sind bereits erschienen:

Jürgen Joachimsthaler/Eugen Kotte (Hg.): Kulturwissenschaft(en) in der Diskussion. München 2008 (=Kulturwissenschaft[en] als interdisziplinäres Projekt 1). 

Jürgen Joachimsthaler/Eugen Kotte (Hg.): Theorie ohne Praxis - Praxis ohne Theorie? München 2009 (=Kulturwissenschaft[en] als interdisziplinäres Projekt 2).

Jürgen Joachimsthaler/Eugen Kotte (Hg.): Kulturwissenschaft(en). Konzepte verschiedener Disziplinen. München 2010 (=Kulturwissenschaft[en] als interdisziplinäres Projekt 3).

Helmut Peitsch (Hg.): Reisen um 1800. München 2012 (= Kulturwissenschaft[en] als interdisziplinäres Projekt 5). 

Steffen Höhne (Hg.): Kulturwissenschaft(en) im europäischen Kontext. Fachhistorische Entwicklungen zwischen Theoriebildung und Anwendungsorientierung. Frankfurt a.M. 2013 (=Kulturwissenschaft[en] als interdisziplinäres Projekt 6). Verlagsinformationen

Michael Gissenwehrer/Katharina Keim (Hg.): Materialität(en) des Kultur- und Wissenstransfers in prä- und transnationalen Kontexten. Frankfurt a. M. 2015 (= Kulturwissenschaft[en] als interdisziplinäres Projekt 8). Verlagsinformationen

Michael Dobstadt/Christian Fandrych/Renate Riedner (Hg.): Linguistik und Kulturwissenschaft. Zu ihrem Verhältnis aus der Perspektive des Faches Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und anderer Disziplinen. Frankfurt a. M. 2015 (= Kulturwissenschaft[en] als interdisziplinäres Projekt 9). Verlagsinformationen

Jürgen Joachimsthaler (Hg.): Gegenwartskultur als methodologische Herausforderung der Kulturwissenschaft(en). Frankfurt a. M. 2016 (= Kulturwissenschaft[en] als interdisziplinäres Projekt 10). Verlagsinformationen

Eugen Kotte (Hg.): Kulturwissenschaft(en): Bilanz - Kritik - Perspektiven. Frankfurt a. M. 2017 (= Kulturwissenschaft[en] als interdisziplinäres Projekt 12). Verlagsinformationen

Maria Lieber/Christoph Oliver Mayer/Rebecca Schreiber (Hg.): Kulturwissenschaftliche Impulse in Theorie und Praxis. Integration: Evolution? Revolution? Re-Evolution!. Berlin 2018 (= Kulturwissenschaften als interdisziplinäres Projekt 13). Verlagsinformationen