Integration CAN-D: Kanadisch-deutsche Forschungszusammenarbeit zur Integration von Geflüchteten
Leitung: Univ.-Prof.in Dr. Karin Zimmer
Laufzeit: 2018 bis Mitte 2021
Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) & Social Sciences and Humanities Research Council of Canada
Ziel des Projektes „Deutsch-kanadische Forschungszusammenarbeit zur Integration von Geflüchteten“ ist es, die gemeinsamen Aktivitäten in Deutschland und Kanada zu unterstützen und weiter auszubauen. Gleichzeitig soll die Basis für eine vergleichende Betrachtung der beiden Staaten geschaffen werden. Neben der wissenschaftlichen Vernetzung wird der Transfer von Forschungsaktivitäten und -erkenntnissen in die Öffentlichkeit und der Austausch mit Akteuren aus der Praxis angestrebt. Das Netzwerk ist offen für alle Interessierten in Forschung, Politik, Administration und Praxis. Mehr Informationen unter http://www.leibniz-bildungspotenziale.de/integration-can-d oder direkt: LERN-CAN-D[at]dipf[dot]de.
Online-Veranstaltungsreihe „Integration von Geflüchteten in Deutschland und Kanada:
Wie wir voneinander und miteinander lernen“
8. Dezember 2020 - 11. Dezember 2020 | DIALOG
Eine Woche mit besonderen Einblicken und Dialogen zum Abschluss des BMBF geförderten Projektes Deutsch-kanadische Forschungszusammenarbeit zur Integration von Geflüchteten.
Hier geht's zur Veranstaltungsanmeldung.
Alle Termine im Überblick
Dienstag, 8. Dezember 2020 | 16:00 Uhr
Integration von Geflüchteten durch Sprache und Sprachvermittlung mit Ehrenamtlichen: Chancen und Grenzen
mit PD Dr. Katrin Linder (Ludwig-Maximilian-Universität München)
und Ilsa Jacobsen (Koordinatorin des Projekts „Start ins Deutsche“ der Goethe-Universität Frankfurt)
Abstract
Zunächst werden Ergebnisse einer Vergleichsstudie vorgestellt, die Integration anhand von Sprachpräferenzen und Sprachgebrauch in geflüchteten Familien aus Syrien in Kanada und Deutschland beleuchtet. Danach wird in einem zweiten Beitrag auf die Arbeit des Frankfurter Projekts „Start ins Deutsche“ eingegangen, in dem Studierende in Sprachvermittlung und interkultureller Kompetenz geschult werden und ehrenamtlich Deutschkurse für Geflüchtete anbieten.
Welche Chancen und Grenzen sich im Rahmen des Spracherwerbs und der Sprachvermittlung aus diesen verschiedenen Perspektiven für die Integration beobachten lassen und welche Schlüsse für eine aktive Gestaltung der Gesellschaft gezogen werden können, soll anschließend gemeinsam diskutiert werden.
Mittwoch, 9. Dezember 2020 | 16:00 Uhr
Auswirkungen gesellschaftlicher Polarisierung auf die lokale Unterstützung Geflüchteter in Deutschland und in Kanada: eine Regionalstudie
mit Verena Schmid (Universität Heidelberg), Anke Patzelt (University of Ottawa) & Prof.’in. Dr. Elke Winter (University of Ottawa)
und mit anschließender Diskussion mit Inge Baumgärtner (Integrationsbeauftragte der Stadt Sinsheim)
Abstract
Im Vortrag werden die Ausdrucksformen bürgerschaftlichen Handelns während der „Flüchtlingskrise“ in deutschen und kanadischen Lokalzeitungen vergleichend dargestellt und den Fragen nachgegangen: Welche Forderungen dominierten den öffentlichen Diskurs für oder gegen die Aufnahme und Integration von Geflüchteten? Welche Rückschlüsse lassen sich daraus auf die Polarisierung beider Gesellschaften ziehen?
Die Ergebnisse der zu präsentierenden Studie zeigen, trotz unterschiedlicher politisch-rechtlicher Hintergründe, ähnliche Forderungen in beiden Regionen:
1) Forderungen von Politiker*innen beziehen sich auf die nationale Ebene und fokussieren sich auf Fragen der Kontrolle/Organisation der Geflüchtetenaufnahme. (Staats)Bürgerschaft wird anhand der polarisierenden Frage der Grenzöffnung bzw. -schließung ausgehandelt.
2) Forderungen der Zivilgesellschaft adressieren die lokale Ebene und zeigen sich in konkreten Hilfsaktionen für Geflüchtete. (Staats)Bürgerschaft wird aus einer humanitären Perspektive betrachtet und durch pragmatisches Handeln der polarisierten Debatte entzogen.
Donnerstag, 10. Dezember 2020 | 10:00 Uhr
Fluchtmigration und Integration in Deutschland und Kanada am Beispiel kommunaler Antworten auf den Sommer der Migration
mit Prof.’in Dr. Annette Korntheuer (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)
und Dr. Débora Maehler (Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, GESIS)
Abstract
Im Sommer der Migration 2015 kam es zu einem deutlichen Anstieg von Asylsuchenden in Deutschland und zur Ausweitung von Resettlement-Programmen in Kanada. Strukturelle und institutionelle Rahmenbedingungen haben wesentliche Einflüsse auf die Inklusion von Geflüchteten in zentralen gesellschaftlichen Bereichen wie Wohnraum, Gesundheitsleistungen, Bildung und Arbeitsmarkt. Der Beitrag verweist hier auf zwei deutsch-kanadische Publikationsprojekte und zeigt anhand des Beispiels der Stadt München auf, welche Antworten auf die damit verbunden Herausforderungen gefunden wurden.
Als einer der wichtigsten Knotenpunkte in Europa und Deutschland erhielt die Stadt München durch die zunehmende Fluchtmigration im Jahr 2015 internationale Aufmerksamkeit. Bilder von Flüchtlingsankünften am Münchner Hauptbahnhof wurden weltweit ausgestrahlt. Es zeigte sich schnell, dass die Stadt neben der Notfallversorgungen auch einen nachhaltigen, langfristigen Ansatz zur Unterstützung der Integration von Geflüchteten benötigte. Im Januar 2016 beauftragte der Oberbürgermeister der Stadt München die Verwaltung, ein stadtweites Projekt mit dem Titel “Gesamtplan zur Integration von Flüchtlingen” zu entwickeln, um angemessene Antworten auf Inklusionsbedarfe zu finden.
Freitag, 11. Dezember 2020 | 14:00 Uhr
Wissensmobilisierung und Transfer in der Fluchtforschung: Intersektorale und internationale Perspektiven
mit Prof.’in Dr. Monika Gonser (Duale Hochschule Baden-Württemberg & Leitung Intersectoral School of Governance Baden-Württemberg)
und mit einem anschließenden Kommentar von Prof.’in Dr. Martina Wanner (Duale Hochschule Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen)
Abstract
Der Sammelband „Wissensmobilisierung und Transfer in der Fluchtforschung – Kommunikation, Beratung und gemeinsames Forschungshandeln“ konzeptualisiert Transfer im Sinne einer Wissensmobilisierung im Rahmen von Kommunikation, Beratung und kooperativem Handeln und Forschen. Aktuelle Ansätze und Fragen beleuchtet er dabei aus der Perspektive der Fluchtforschung. Frau Prof.’in Dr. Monika Gonser erläutert das Transferkonzept des Sammelbandes einleitend und arbeitet die Transferdimensionen Kommunikation, Beratung und gemeinsames Forschungshandeln auf der Grundlage von drei Beiträgen im Sammelband heraus. Dabei wird über die jeweiligen Kontexte der Beiträge, nämlich die Modellversuchsforschung in der beruflichen Bildung (Beitrag Scheiermann), die Beratungstätigkeit von Stiftungen (Beitrag Mayer) und Wissensmanagement in der Polizeiarbeit (Beitrag Schütte et al.) verdeutlicht, warum eine wissenschaftliche Reflexion von Transfer und die konzeptionelle Unterfütterung von Transferaktivitäten für das Zusammenspiel von Wissenschaft und Praxis wichtig sind.
Buch "Wissensmobilisierung und Transfer in der Fluchtforschung" erschienen
Im Waxmann-Verlag ist online und open-access ein Buch erschienen, das aus dem Projekt Integration CAN-D heraus entstanden ist: Gonser, M., Zimmer, K., Mühlhäußer, N. & Gluns, D. (Hrsg.). "Wissensmobilisierung und Transfer in der Fluchtforschung. Kommunikation, Beratung und gemeinsames Forschungshandeln". Die Autor*innen des Buchs konzeptualisieren Transfer zunächst und greifen dann den Bereich der Fluchtforschung heraus, um Transfer aus Sicht von verschiedenen Akteursgruppen - der verschiedenen Bildungsbereiche, der sozialen Arbeit, der öffentlichen Verwaltung - zu diskutieren. Konkrete Fallbeispiele aus Deutschland und Kanada sowie Interviews mit Akteur*innen aus der praktischen Arbeit sorgen für einen verständlichen Zugang zum Thema. Die englischsprachigen Originalartikel der kanadischen Beitragenden wurden von Integration CAN-D ins Deutsche übertragen und stehen open-access über das VET Repository des Bundesinstituts für Berufsbildung in deutscher Sprache zur Verfügung:
Chia-Kangata, S., Lachance, L. & Ungar, M. Integrierte Wissensmobilisierung: Vielversprechende Praktiken aus zwei kanadischen Projekten. [Integrated Knowledge Mobilization. Promising Practices from Two Canadian Projects]
Atallah, N. & Boyter, J. Forschung und Wissensmobilisierung: Die Rolle von Dienstleistungsanbietern zur Ansiedlung in Kanada. [The Role of Canadian Settlement Service Providers in Research and Knowledge Mobilization]
Zimmer, K. & Mühlhäußer, N. Deutsch-kanadische Forschungszusammenarbeit zur Integration von Geflüchteten: Transferleistungen im Projekt Integration CAN-D. [Integration CAN-D. The Canadian-German Research Cooperation on the Integration of Refugees]
Das gedruckte Buch kann hier direkt über den Waxmann-Verlag bestellt werden.
Arbeitsmarktintegration Geflüchteter in Kanada und Deutschland
Am 13. November fand im Science Shop in Cloppenburg eine Veranstaltung zum Thema „Erfolgreiche Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten – kanadische und deutsche Wege“ statt. An der Veranstaltung, die gemeinsam von dem Projekten SKM und Integration CAN-D organisiert wurde, nahmen Interessierte aus dem Landkreis und Vertreter*innen lokaler Institutionen und Organisationen teil.
Das Projekt SKM – Soziale Kompetenzen für Auszubildende und Mediationstraining für Ausbilder*innen – arbeitet unter der Leitung von Prof.in Dr.in Margit Stein mit Studierenden, Schulen und Betrieben an der Stärkung sozialer Kompetenzen der Auszubildenden mit Fluchterfahrung und Migrationshintergrund, um den Ausbildungserfolg zu verbessern. Integration CAN-D ist ein Projekt zur Koordination deutsch-kanadischer Forschungszusammenarbeit zur Integration von Geflüchteten und unterstützt unter der Leitung von Prof.in Dr.in Karin Zimmer (Universität Vechta) und der Koordination von Nicola Mühlhäußer (DIPF – Leibniz Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation) den Austausch und die Kommunikation zwischen den beiden Ländern.
Nach einer Begrüßung von Dr. Andreas Meese, Projektbetreuer des DLR-Projektträgers, stellte Dr. Mehmet Kart (Universität Vechta) die ersten Ergebnisse aus der Forschung im Projekt SKM mit Auszubildenden in Deutschland vor. In Anschluss gaben Frau Prof.in Dr.in Karin Zimmer und Nicola Mühlhäußer einen Überblick zu den strukturellen Einwanderungsbedingungen in Kanada und Deutschland und stellten darauf die Ergebnisse eines Interviews mit der Arbeitsmarktexpertin Mohja Alia dar. Diese ist bei der kanadischen Organisation ISANS (Immigrant Services Association of Nova Scotia) für die Unterstützung von Neuzugewanderten bei der Integration in den Arbeitsmarkt zuständig und konnte so einen detaillierten Einblick zu kanadischen Strategien, Herangehensweisen und Perspektiven eröffnen. Anschließend diskutierten Vertreterinnen der Agentur für Arbeit Vechta, der IHK Oldenburg, des Jugendmigrationsdienstes der Caritas Vechta und der Landkreise Cloppenburg und Vechta moderiert von der Projektkoordinatorin Kirsten Rusert (SKM, Universität Vechta).
Die Kooperationspartner*innen des Projekts SKM hoben an der kanadischen Vorgehensweise besonders hervor, dass es einen zentralen Ansprechpartner für alle Belange der Integration gibt. In Deutschland sind die Wege durch die Administration häufig schwieriger. Gleichzeitig stellten die Diskutant*innen fest, wie gut die Landkreise mit ihrer vernetzten Unterstützungsstruktur aus Verwaltung, Innungen, Ehrenamtlichen und engagierten Unternehmen aufgestellt sind, um auch den kommenden Herausforderungen zu begegnen. Abhängig sei die gute Begleitung aber auch von einer verstetigten und zuverlässigen Finanzierung seitens der Politik. Außerdem wurde angeregt, dass Leistungen der Jugendhilfe für geflüchtete Heranwachsende nach Vollendung des 18. Lebensjahres zunächst grundsätzlich und nicht nur auf Antrag weitergewährt werden.
4. Forschungsworkshop | 16. – 18. März 2020 | Winnipeg, Kanada
Der vierte Integration-CAN-D Workshop findet vom 16 – 18. März 2020 zu den Themen “Participation in Civil Society – the Roles of Newcomers and the Host Society“ and “Trauma – Mental Health and Wellbeing“ an der University of Manitoba statt.
- Aufgrund der Ausbreitung des Corona-Virus abgesagt -
Summer School für Nachwuchsforschende zur Integration von Geflüchteten in Deutschland und Kanada
Vom 9. bis 13. September 2019 fand an der LMU München die Summer School für Nachwuchsforschende zur Integration von Geflüchteten in Deutschland und Kanada statt, welches durch das vom BMBF geförderte Projekt Integration CAN-D organisiert wurde (Projektleitung: Prof. Dr. Karin Zimmer, Universität Vechta; Projektkoordination: Nicky Mühlhäußer, M.A., DIPF). Am inter-nationalen Austausch nahmen insgesamt 37 Nachwuchsforschende und Expert*innen aus Australien, Deutschland, Israel, Kanada und Mexiko teil. Neben den vier Schwerpunktthemen
- Wirtschaftliche, soziale und politische Herausforderungen für geflüchtete Kinder, Jugendliche und Familien
- Sprache, Alphabetisierung und Lernen
- Soziale Integration und Sicherheit / Gewalt
- Psychische Gesundheit und Wohlbefinden
stand auch ein Workshop zu Strategien von Transfer und Wissensmobilisierung im Bereich Fluchtforschung auf dem Programm.
Gemeinsam mit dem SKM-Projekt (Projektleitung: Prof. Dr. Margit Stein, Universität Vechta) wird Integration CAN-D am 13. November eine Veranstaltung zu „Erfolgreiche Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten – kanadische und deutsche Wege“ im Science Shop Vechta / Cloppenburg ausrichten, die sich an die interessierte Öffentlichkeit richtet. Die Veranstaltung soll Informationen bereit stellen, den Austausch anregen und Gelegenheit zur Vernetzung in der Region bieten.
Lesen Sie hierzu auch das Interview der Süddeutschen Zeitung mit der Privatdozentin Dr. Katrin Lindner vom Institut für Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/tagung-zwei-lehrkraefte-pro-klasse-1.4592499