Marc-Christian Ollrog, Johanna Heller: Campusmedien in Deutschland:
Status quo, Selbst- und Leitbilder, Strukturen
Abstract:
Getrieben von der Digitalisierung, Datafizierung und Plattformisierung der Medienlandschaft (u.a. Allert et. al., 2018; Bock et al., 2023) ist auch die Medienpädagogik herausgefordert, etablierte Bildungspraxen und -strategien zu überprüfen und bewerten, bzw. zu validieren und neu zu adjustieren. In der hochschulgebundenden Journalistik gilt dies v.a. für das Leitbild der Theorie-Praxis-Integration (Blöbaum 2008). Als Fixpunkt der identifizierten Muster zur Theorie-Praxis-Integration hat sich die Projektarbeit herauskristallisiert, oft zugleich realisiert in Lehrredaktionen, dem “Evergreen” deutscher Journalistikprogramme (Franze et al., 2023). Nicht notwendiger- aber typischerweise damit verbunden sind Campusmedien als Journalismus-Labore unter Quasi-Realbedingungen. Diese stehen mutatis mutandis als nur punktuell in der Forschung thematisiertes Phänomen zugleich stellvertretend für dominante Teile der Ausbildungsfachkultur, mithin des didaktischen Paradigmas. In einem empirischen Beitrag (selbstverständlich ist auch eine Zuordnung möglich) vermessen die AutorInnen gleichsam die deutsche Campusmedienlandschaft im Spektrum ihrer institutionellen Einbindung in Hochschulstrukturen, spezifische Arbeitsweisen sowie ihrer Selbstbilder. Die Ergebnisse basieren auf einer aktuellen quantitativen Onlinebefragung aller ermittelbaren deutschen Campusmedien (22 vollständige Fragebögen von 40 kontaktierten Campusmedien) und fünf zusätzlichen, vertiefenden Leitfaden-Interviews mit ausgewählten VertreterInnen der Campusmedien. Unter Campusmedien sollen dabei in präzisierendem Verständnis bisheriger Definitionen (z.B. Katzenberger 2021) solche journalistischen Ausbildungsmedien verstanden werden, die im universitären Kosmos entstehen und entweder eingebunden sind in Studiengänge oder programmunabhängig als rein studentische Projekte realisiert werden. Im Spiegel der Campusmedien manifestieren sich bedeutende Aspekte des Selbstbildes (Fach-Konsens) und der Ausbildungspraxen. Die Ergebnisse werden auf der Tagung im Oktober präsentiert.
Insgesamt konnten zwei wesentliche Campusmedientypen identifiziert werden. Zum einen zeichnen sich „Ausbildungsmedien“ durch eine curriculare Verschränkung und strukturelle Unterstützung aus, während zum anderen rein studentisch organisierte Campusmedien eine größere inhaltliche, von der Hochschule unabhängige Freiheit ermöglichen und ein Gemeinschaftsgefühl fördern. Beide Modelle tragen zur Entwicklung von Medienkompetenz und journalistischen Fähigkeiten von StudentInnen bei. Organisation und Finanzierungsform beeinflussen auch die Innovationsbereitschaft der AkteurInnen.
Literatur:
Blöbaum, B. (2008). Die hybride Disziplin. In B. Pörksen, A. Scholl & W. Loosen (Hrsg.), Paradoxien des Journalismus. Theorie – Empirie – Praxis; Festschrift für Siegfried Weischenberg (1. Aufl., S. 649–661). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. doi.org/10.1007/978-3-531-91816-7_37.
Franze, M., Ollrog, M.-C. (2023): Muster der Theorie-Praxis-Integration in der hochschulgebundenen Journalist:innenausbildung in Deutschland. Medien Journal, Bd. 47 (2),https://doi.org/10.24989/medienjournal.v47i2
Katzenberger, V. (2021): Hochschulrundfunk in Bayern. in: Behmer, M., Katzenberger, V. (Hg.): Vielfalt vor Ort. Die Entwicklung des privaten Rundfunks in Bayern. Bamberg University Press. Bd. 34, 309-319.https://www.blm.de/files/pdf2/vielfalt_vor_ort-v1.pdf
Kuckartz, U. (2014). Mixed methods. Springer eBooks.https://doi.org/10.1007/978-3-531-93267-5
Ollrog, M.-C., Franze, M. (in Erscheinung): Theorie-Praxis-Integration: Gibt es ein Muster in der hochschulgebundenen Journalist:innenausbildung in Deutschland?, Medienpädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung n.n.
Streitbörger, W. (2014). Grundbegriffe für Journalistenausbildung. Theorie, Praxis und Techne als berufliche Techniken (Research). Zugl.: Dortmund, Techn. Univ., Diss., 2013. Wiesbaden: Springer VS.