Reach Out! Diversität, Dialog und Demokratie im Klassenzimmer
Fortbildung vom 22. bis 27. Juli 2024
Wie können Lehrkräfte ihren Schüler*innen Wertschätzung gegenüber gesellschaftlicher Vielfalt vermitteln und ihre demokratische Grundhaltung stärken? Dieser Frage widmete sich eine einwöchige Fortbildung (22.-27.07.2024), die das International Office der Universität Vechta organisiert hat.
Die 20 Teilnehmerinnen aus Deutschland, Georgien, der Republik Moldau und der Ukraine studieren auf Lehramt oder sind bereits als Lehrerinnen an Schulen oder in der Lehramtsausbildung an Universitäten tätig. Gemeinsam mit universitätsinternen und externen Expert*innen diskutierten sie, wie sie selbst ihren Unterricht interkulturell sensibel, rassismuskritisch und partizipativ gestalten können, um den Bedürfnissen einer heterogenen Schülerschaft gerecht zu werden und junge Menschen dabei zu unterstützen, ihrerseits zur Stärkung einer offenen und demokratischen Gesellschaft beizutragen.
Das Gesamtprogramm können Sie hier einsehen.
Die Workshop-Themen im Detail:
Interkulturelles Training (9-15 Uhr)
Das Interkulturelle Training gibt den Teilnehmer*innen Raum, die eigene interkulturelle Kompetenz zu stärken, um Chancen und Herausforderungen interkultureller Situationen zu erkennen und erfolgreich interkulturell zu kommunizieren. Hierbei werden auch die besonderen Herausforderungen für Lehrkräfte (z.B. die Risiken einer Stereotypisierung für die Leistungsbeurteilung und den Lernerfolg der Schüler*innen) reflektiert.
Inhalte:
- Kulturbegriff und -modelle
- Interkulturelle Kommunikation: Herausforderungen, Ansätze, Chancen
- Perspektivenwechsel, KPSI-Modell, Critical Incidents
- Stereotype: Herausforderungen, Lösungsansätze
- Vorurteilsbewusste Leistungsbeurteilung, Self-fulfilling Prophecies
Vortrag "Das internationale Partnerschulnetzwerk der Universität Vechta – Chancen für die interkulturelle Vernetzung in der Schule" (9-10 Uhr)
Vortrag: Start in den internationalen Schulaustausch – Methoden und Unterstützungsangebote (10:15-12:15 Uhr)
Ein wesentlicher Baustein der Vermittlung interkultureller Kompetenz besteht in der Ermöglichung interkulturellen Austauschs in der Schule. Vom digitalen internationalen Klassenzimmer über studentische Schulpraktika, die den Schüler*innen die Begegnung mit internationalen Praktikant*innen ermöglichen, bis zum Schüleraustausch bieten sich hier verschiedene Möglichkeiten. Diese werden vorgestellt und mit Blick auf die Unterstützungsstrukturen und die eigenen Realisierungsmöglichkeiten reflektiert.
Inhalte:
- Formate internationalen Schul- und Schüleraustausches, inkl. digitaler Tools (eTwinning)
- Austauschprojekte organisieren: Förder- und Unterstützungsangebote
Optional: Kulturelles Rahmenprogramm und Vernetzung: Exkursion nach Bremen (14 Uhr)
Workshop: Didaktische Ansätze und Unterrichtsmaterial für die Vermittlung interkultureller Kompetenzen im Schulunterricht (9-15 Uhr)
Lehrer*innen sind nicht nur gefordert, ihren Unterricht interkulturell sensibel zu gestalten, sondern sie stehen auch vor der Aufgabe, ihren Schüler*innen interkulturelle Kompetenz zu vermitteln. Hierfür ist die Kenntnis und Reflexion entsprechender methodischer Ansätze und konkreter Materialien erforderlich.
Inhalte:
- Rahmenbedingungen und Gestaltungsspielräume für die Vermittlung interkultureller Kompetenz
- didaktische Konzepte interkulturellen Lernens
- Methoden und Umsetzungsstrategien
- exemplarische Untersuchung von Lernaktivitäten und Materialien
Workshop: Demokratieerziehung in Unterricht und Schulleben (9-14:30 Uhr)
Demokratieerziehung ist eine Kernaufgabe schulischer Bildung. Interkulturelle Kompetenzvermittlung und die schulische Förderung einer demokratischen Grundhaltung befruchten sich gegenseitig, etwa indem die Wertschätzung von Diversität und Partizipation gestärkt wird.
Inhalte:
- Demokratieerziehung als wichtiger Bildungsauftrag von Schule
- Wie werden Menschen überzeugte Demokrat*innen?
- Was bedeutet Demokratieerziehung und was macht diese Aufgabe so anspruchsvoll und widersprüchlich? Wie kann die ‚Demokratie-Kompetenz‘ im Unterricht und im Schulalltag aktiv gefördert werden?
- Welche Rolle spielt die persönliche Überzeugung von Demokratie und Erziehung?
- Methoden von Demokratiepädagogik, u.a. Klassenrat, Service Learning, Mediation, Gestaltung von demokratischem Unterricht, demokratische Schulgestaltung und Schulentwicklung
Workshop: Rassismuskritische Gestaltung von Lernräumen und Unterrichtsmaterial (9-15 Uhr)
Um diversitätssensiblen Unterricht zu gestalten, ist eine Auseinandersetzung mit der Thematik Rassismus unabdingbar. Themen sind hier u.a. eine diversitätssensible Sprache sowie die rassismuskritische Analyse von Schulbüchern bzw. Unterrichtsmaterial.
Inhalte:
- Hintergrund: Rassismus
- Critical Whiteness
- Diskriminierungssensible Sprache und Begrifflichkeiten
- (Versteckte) Rassismen in Schulbüchern
- Rassismuskritische Gestaltung von Unterrichtsmaterial
Exkursion nach Hamburg: Stadtführung zum Thema Kolonialgeschichte (10 Uhr)
Testimonials
„Die in den Workshops angesprochenen Themen sind heutzutage sowohl für die Lehrenden als auch für die Lernenden sehr aktuell“, hält Dr. Lyudmyla Blyznyuk fest, die für die Teilnahme aus der Ukraine anreiste. Sie möchte das erworbene Wissen in ihre Arbeit als Dozentin für deutsche Philologie an der Nationalen Lesja-Ukrajinka-Universität Wolhynien einfließen lassen und ist schon „voller Ideen, welche Workshops und Projekte ich meinen Studierenden und Kolleg*innen anbieten könnte“.
Durch die internationale Zusammensetzung der Gruppe ergab sich die Möglichkeit eines vielfältigen fachlichen Austauschs und der Vernetzung für künftige gemeinsame Projekte. „Es war eine wunderbare Möglichkeit, mit engagierten Lehrkräften aus anderen Ländern in Kontakt zu kommen, Ideen auszutauschen und neue Impulse zu erhalten“, berichtet Olga Isac, Deutschlehrerin und Leiterin der Fremdsprachenabteilung an der Heritage International School in Chisinau (Moldau). „Die Teilnehmerinnen und Referent*innen aus verschiedenen Ländern brachten ihre eigenen kulturellen und bildungspolitischen Hintergründe ein. Dies ermöglichte einen reichen Austausch über unterschiedliche Ansätze und Erfahrungen im Umgang mit Diversität und Demokratie in verschiedenen Bildungssystemen“, ergänzt Dr. Natia Kiladze, die als Schulleiterin der Georgisch-Amerikanischen Internationalen Schule „Progress“ und als Deutschlehrerin an einer öffentlichen Schule in Geguti tätig ist.
Neben ganztägigen Workshops boten Ausflüge u.a. nach Bremen und Hamburg Gelegenheit zum informellen Austausch. Mit dem Länderfokus der Fortbildung baut die Universität Vechta dabei auf ihren vielfältigen Partnerschaften und Projekten mit der Region auf, in der ein großes Interesse an Vernetzung besteht. „Georgien, die Ukraine, Moldau – all diese Länder streben eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union an“, betont Dr. Maia Palavandishvili, Deutschdozentin an der Georgischen Technischen Universität Tiflis. Die Universität Vechta habe „ein herzliches und einladendes Treffen organisiert, das Verständnis fördert und Brücken zwischen den Nationen baut.“
(c) International Office / Oksana Zubach / Elene Edzgveradze-Bibinidze / Natia Kiladze / Tamar Kachakhidze
Weitere Informationen & Kontakt
Die Fortbildung ist Teil der Reihe "Reach Out!". Informationen zu früheren Workshops finden Sie hier. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Frauke Schumacher (frauke.schumacher@uni-vechta.de).
Gefördert vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).