Germanistische Sprachwissenschaft
Forschungsprojekte
Multimodale Textkomplexität und Multimodale Textkompetenz
PD Dr. Nina-Maria Klug
Die multimodalen Beziehungen, die Sprache im Gebrauch mit anderen Zeichenmodalitäten wie Typografie oder dem Bild eingeht, sollten sowohl in fachwissenschaftlichen wie auch in fachdidaktischen Kontexten zunehmend reflektiert werden. Sie sollten vermehrt auch zum expliziten Lehr- und Lerngegenstand des Unterrichts werden. Dabei ist es unsachgemäß, Sprache und z.B. Bild als semiotische Gegner zu konzeptualisieren und einander im Zweikampf gegenüberzustellen (Ist das Bild 'nur' redundant? Sind Sprache oder Bild für das gelungene Textverstehen wichtiger? Was kann man eher weglassen?). Denn diese etablierte Gegenüberstellung wird dem Wesen von Multimodalität nicht gerecht, in deren Rahmen Sprache und andere Zeichenmodalitäten zweckorientiert symbiotisch gebraucht werden. Sie sollten vielmehr als Partner begriffen und behandelt werden, die zusammen kommunikative, textuelle oder diskursive Einheiten bilden, in denen jede Zeichenmodalität vor dem Hintergrund ihrer je eigenen individuellen semiotischen Stärken und Schwächen spezifische kommunikativ relevante Aufgaben erfüllt. Sprache, Bild und andere Zeichenmodalitäten ergänzen, konkretisieren, unterstützen sich im Rahmen multimodaler Kommunikation. Sie interagieren symbiotischen miteinander, machen sich wechselseitig verstehbar, interessant, salient, erinnerbar usw. Durch einen bewussten und bewusstmachenden Umgang mit multimodalen Zusammenhängen kann ein Sprachunterricht, der multimodale Kompetenz als (inter)kulturelle Schlüsselkompetenz begreift, ihre Förderung als relevantes Lehr- und Lernziel versteht und sie daher verstärkt in die unterrichtliche Praxis wie auch in die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften einbindet, von einem starken Lebensweltbezug zeugen. Nicht zuletzt führt ein entsprechend orientierter Sprachunterricht auch zur Ausbildung eines tieferen Sprachbewusstseins und damit wieder zurück ins Zentrum sprachbezogenen Lehrens und Lernens.
Bereits veröffentlichte Pilotstudien zum Thema:
- Klug, Nina-Maria (2021): Sprache und Bild – ein Plädoyer für die Förderung multimodaler Kompetenz im Sprachunterricht. In: Tobias Heinz et al. (Hrsg.): Bild und Sprache – Forschendes Lernen vernetzt: Kunst und Deutsch im Kontext transdisziplinärer Lehre an der CAU zu Kiel. München: kopaed, 59–80.
- Klug, Nina-Maria (2021): Semiotische Komplexität im multimodalen Sachtext. Zur Förderung multimodaler Kompetenz im Deutschunterricht. In: Bettina M. Bock/ Daniela A. Frickel (Hrsg.): Der Deutschunterricht 1/2021. Heft: TeXtkompleXität, 24–33.
Aktuell: Teilprojekt zur multimodalen Textkomplexität/Textkompetenz in der internationalen ForschungsgruppeTextkomplexität/Textkompetenz. Sie wurde Ende 2020 initiiert, gemeinsam mit Prof. Dr. Angela Schrott (Sprachwissenschaft, Instititut für Romanistik, Universität Kassel), Prof. Dr. Claudia Schlaak (Didaktik des Französischen/Spanischen, Institut für Romanistik, Universität Kassel), Prof. Dr. Christine Pflüger (Geschichtsdidaktik, Institut für Geschichte, Universität Kassel), Prof. Dr. Lidia Becker (Sprach- und Kulturwissenschaft, Romanisches Seminar, Universität Hannover), Dr. Marta Estévez Grossi (Sprach- und Kulturwissenschaft, Romanisches Seminar, Universität Hannover), Assoz. Prof. Dr. Johanna Wolf (Sprachwissenschaft, Fachbereich Romanistik, Universität Salzburg), Assoz. Prof. Dr. Augustín Corti (Literaturdidaktik, Fachbereich Romanistik, Universität Salzburg) und Dr. Claudia Borzi (Sprachwissenschaft, Instituto de Lingüística; Universidad de Buenos Aires).
Aktuelle Projektziele der Forschungsgruppe liegen in einer Initialpublikation zum Thema, die fachbezogene Forschungsdesiderate der Projektgruppe umreißen und das konzeptionelle Profil der Projektgruppe schärfen soll. Die Veröffentlichung des Sammelbandes ist für das Frühjahr 2022 in der Narr-Reihe Europäische Schriften zur Textlinguistik geplant. Die langfristige Projektperspektive ist auf die Beantragung eines DFG geförderten Wissenschaftlichen Netzwerks ausgerichtet.