Germanistische Sprachwissenschaft
Forschungsprojekte
Komparatistische Sprachwissenschaft am Beispiel der französischen Übersetzung von Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“
Das Projekt hat die sprachwissenschaftliche Rahmung und Vertiefung von Forschungen auf dem Gebiet des Sprachvergleichs und der Übersetzungstheorie zum Ziel. Es wird dabei an Arbeiten von Leo Spitzer angeknüpft, der aus einer Fülle von Beobachtungen an unterschiedlichen Sprachzeugnissen übergreifende Züge der romanischen Sprachen herausmodellierte und zugleich durch eine kontrastive Darstellung Besonderheiten einzelner Sprachen und Varietäten (Dialekte, Funktiolekte, Literatursprachen u.a.) ins Licht setzte. Dabei erlangten neben der Profilierung sprachtypologischer Zusammenhänge auch interpretative Zugänge zu den individuellen Sprachzeugnissen, zumal Formen einer vergleichenden Text- und Stellenexegese, entscheidendes Gewicht. Ich möchte diese Ansätze zu solchen der Syntaxforschung, Diskurslinguistik, sprachwissenschaftlichen Stilistik und Übersetzungstheorie ins Verhältnis setzen, um eine methodische Grundlage für eine vergleichende Betrachtung des Romans Der Mann ohne Eigenschaften von Robert Musil und seiner französischen Übersetzung – sie stammt von dem Schweizer Dichter Philippe Jaccottet – zu schaffen. Für dieses Unterfangen ist die These leitend, dass die Übersetzung nicht nur den Inhalt von Musils Werk übermitteln, sondern auch die vielgestaltige, ja bisweilen metamorphe stilistische Physiognomie des Autors kenntlich machen, mit den Mitteln der anderen Sprache nachbilden möchte. Es gilt zu zeigen, auf welchem Wege die Übersetzung dieses Ziel zu erreichen sucht; dabei soll auch die Frage erörtert werden, inwieweit in ihr französische Stiltraditionen, -ideale und -normen sowie die sprachlichen Register anderer Autoren als Inspirationsquelle, Gestaltungsfolie, Muster oder Imago wirksam geworden sein könnten.
Aktuell ist eine Pilotstudie in Arbeit, die im Musil-Forum erscheinen soll.