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Germanistische Sprachwissenschaft

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heißer Herbst

  • 1983, Platz 1

Der CDU/FDP-Regierung stand im Jahr 1983 ein heißer Herbst bevor. Und das nicht in Anbetracht der Außentemperatur, sondern eher im Hinblick auf die hitzigen Debatten und die Köpfe der Bundestagsabgeordneten, die sie sich heiß redeten. Das Thema, das Politiker wie Bevölkerung gleichermaßen erregte, war die bevorstehende Stationierung von Raketen des Typs „Pershing II“ in der Bundesrepublik Deutschland. Die Bevölkerung war schon im Jahr 1981 in Bonn auf die Straße gegangen, um mit 250 000 Teilnehmern gegen Aufrüstung und für den Frieden zu demonstrieren.

Der heiße Herbst war schon im März 1983 eingeleitet worden. Damals – es hatte wegen der 1982er Wende vorgezogene Bundestagswahlen gegeben – waren die zum ersten Mal gewählten Grünen mit allen ihren 27 Abgeordneten der Vereidigung des Kabinetts Kohl aus Protest gegen die beschlossene Nachrüstung ferngeblieben. Als es dann auf die herbstliche Jahreszeit zuging, wurden die Gemüter auch in der Bevölkerung immer erhitzter. Auf dem US-Stützpunkt Mutlangen bei Schwäbisch Hall kam es ab dem 1. September 1983 zu einer dreitägigen Blockade, an der sich auch viele Prominente beteiligten. Den Höhepunkt erreichten die Proteste mit einer Aktionswoche im Oktober. Zur Abschlusskundgebung in Bonn versammelten sich rund 300 000 Demonstranten, während gleichzeitig zwischen US-Militäreinrichtungen in Stuttgart und Neu-Ulm eine 108 km lange Menschenkette gebildet wurde. Doch es wird längst nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird, und so flauten die Proteste nach und nach ab. Letztlich blieb der heiße Herbst, wie der Spiegel schon am 31. 10. 1983 schrieb, „eine Jahreszeit, die vor allem durch die deutschen Medien zog.“    ⋄    Sandra Mehrfort