Afrikanische Schweinepest (ASP): Vorsorgen ist besser als Räumen!
Online-Veranstaltung zur aktuellen Lage der ASP in Hessen und zu ersten Erfahrungen mit der ASP-Risikoampel Offenstall
Afrikanische Schweinepest (ASP): Vorsorgen ist besser als Räumen!
Online-Veranstaltung von trafo:agrar und Hessisches Ministerium für Landwirt-schaft und Umwelt
Über 430 Teilnehmende aus der landwirtschaftlichen Praxis, den öffentlichen Veterinärbehörden, Wissenschaft und Wirtschaft sind der Einladung vom Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar) in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU) zur Online-Tagung über die Afrikanische Schweinepest (ASP) und der ASP-Risikoampel Offenstall gefolgt.
Seit dem erstmaligen Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei hessischen Wildschweinen im Juni 2024 steht die Branche, aber auch ganze Regionen vor großen Herausforderungen. Tierhalter sind aufgerufen, Biosicherheitsmaßnahmen zum Schutz ihrer Schweinebestände zu verstärken, um einen Eintrag der Seuche in Hausschweinebestände zu verhindern.
Die von Dr. Barbara Grabkowsky (trafo:agrar) moderierte Online-Tagung am 22.08.2024 bot schweinehaltenden Betrieben und allen Interessierten eine aktuelle Einschätzung von Experten aus Wissenschaft, Veterinärbehörden und landwirtschaftlicher Praxis und erste Erfahrungen mit der ASP-Risikoampel Offenstall.
Nach dem Grußwort von Staatssekretär Daniel Köfer, Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU), zur aktuellen Lage in Hessen in Bezug auf die Afrikanische Schweinepest stellte Prof. Dr. Carola Sauter-Louis, Epidemiologin vom Friedrich-Loeffler Institut die Situation der ASP in Deutschland und im benachbarten europäischen Ausland vor. Dabei ging sie sowohl auf die Situation und Entwicklung bei den Wildschweinen als auch bei den Hausschweinen ein und stellte aktuelle Fälle dar.
Zu Einordnung und Handlungsempfehlungen des ASP-Geschehens in Hessen für Schweinehalter trug Dr. Gisela Isa vom Tierseuchenreferat des HMLU vor. Bis zum 22. August 2024 wurden acht Seuchenausbrüche der ASP in Hausschweinehaltungen festgestellt. Dabei seien sowohl Auslauf- als auch Freiland- und Offenstallhaltungen betroffen. Die Übertragung könnte vermutlich durch Lücken in der Biosicherheit erfolgt sein.
Prof. Gerald Reiner, Klinikum Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen befasste sich in seinem Vortrag mit der „Genetischen Charakterisierung von Wildschweinpopulationen zur Unterstützung der Rückverfolgbarkeit und Abschätzung lokaler Ausbreitungstendenzen nach ASP-Ausbrüchen“. Mit den genetischen Untersuchungen kann das Ausbreitungsrisiko von ASP zwischen Regionen anhand der Höhe der genetischen Übereinstimmung ermittelt werden.
Zur „ASP-Risikoampel Offenstall“, die vom Hessischen Landwirtschaftsministerium, trafo:agrar und mit Unterstützung zahlreicher Fachleute entwickelt wurde, stellte Dr. Maria Gellermann, trafo:agrar deren Anwendung und erste Praxiserfahrungen vor. Hier kann auf langjährige Erfahrung mit dem Konzept Risikoampeln bei trafo:agrar zurückgegriffen werden, als Grundlage für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts. Die ASP-Risikoampel Offenstall wurde im Rahmen einer Evaluation durch Testbetriebe als sehr hilfreich bewertet und steht Nutzenden seit Februar 2024 kostenlos zur Verfügung.
Aus der landwirtschaftlichen Praxis berichtete Hubert Heigl, Präsident Verband Naturland, Vorstand BÖLW über Standpunkte und Perspektiven für die Bio-Schweinehaltung in Zeiten der ASP und brachte die Möglichkeit einer anderen seuchenrechtlichen Bewertung der ASP bei Wildschweinen in die Diskussion ein.
Dr. Jörg Altemeier, Tierarzt bei der Tönnies Holding erläuterte aus Sicht des größten deutschen Schlachtunternehmens die „Perspektiven und Marktentwicklung für Haltungsformen ab 3 (und höher) in Deutschland“. Dabei ging er zum einen auf die haltungsbedingte Vermarktung ein und zum anderen auf die Vermarktung in Anbetracht der ASP-Situation. ASP-Ausbrüche (insbesondere beim Hausschwein) haben desaströse wirtschaftliche Auswirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, so Altemeier. Bei der haltungsbedingten Vermarktung werden Tierwohl, Klima- und Nachhaltigkeitsaspekte immer wichtiger und die Bedeutung und Verwertung von Nebenprodukten nähme zu, dabei sei transparente Kommunikation ein wesentlicher Schlüssel.
Alle relevanten vom Seuchengeschehen betroffenen Institutionen diskutierten in der Veranstaltung Maßnahmen und Perspektiven für die Zukunft. Dr. Madeleine Martin vom HMLU bedankte sich bei allen Beteiligten für die so große Resonanz und mahnte einen verantwortlichen Umgang mit den betroffenen Betrieben in Sperrzonen an.