Afrikanische Schweinepest (ASP): Vorsorgen ist besser als Räumen!
Online-Veranstaltung zur aktuellen Lage der ASP in Hessen und zu ersten Erfahrungen mit der ASP-Risikoampel Offenstall
Afrikanische Schweinepest (ASP): Vorsorgen ist besser als Räumen!
Fragen & Antworten - Online-Veranstaltung am 22. August 2024
Die nachstehenden Fragen und Antworten sind aus dem Chatverlauf der Online-Veranstaltung am 22.08.2024 von 14:00 bis 17:00 Uhr kopiert und sortiert worden. Wir übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit der Antworten; bitte kontaktieren Sie im Zweifelsfall die Referent*innen.
Zu Eintrags- und Übertragungswegen der ASP
A: [...] wir untersuchen inzwischen auch Mücken und Fliegen. In Estland war es 2018 so, dass alle Insekten negativ waren, aber dennoch untersuchen wir auch diese potentiellen Wege.
... sollen ASP-Viren in Blutegeln nachgewiesen worden sein. Können Sie eventuell etwas zum aktuellen Erkenntnisstand sagen?
A: [...] wir untersuchen inzwischen auch Mücken und Fliegen. In Estland war es 2018 so, dass alle Insekten negativ waren, aber dennoch untersuchen wir auch diese potentiellen Wege.
A: Ja, es wurden bisher schon Viren von einigen Wildschweinen und allen Hausschweinen sequenziert und die waren alle identisch. Man muss allerdings dazu erwähnen, dass es sich bei dem 'hessischen' Virus um ein Virus handelt, das eng verwandt mit Viren aus Südosteuropa ist, und dieses Virus ist sehr stabil und ändert sich kaum.
Bei den Virusvarianten in Brandenburg und Sachsen handelt es sich um ein Virus, das eine Mutation aufweist und das ist vermutlich der Grund, weshalb dort verschiedene Virusvarianten beobachtet werden. Diese Mutation kommt in Hessen nicht vor.
Zum Thema Sperrzonen – Gelten Auflagen für alle Haltungen?
A: In einer Sperrzone gelten die für diese Sperrzone in den Allgemeinverfügungen der Landkreise vorgegebenen Maßnahmen. diese gelten dann für alle Schweine haltenden Betriebe. Auch für Freigehege, in denen Wildschweine gehalten werden und auch für Hobbyschweine.
Zu Eintragswegen in den Bestand
A: Die Experten des FLI haben umfangreiche Fragenkataloge bezüglich der Eintragsquellen in die hess. Betriebe abgearbeitet. Es haben sich keine sehr wahrscheinlichen Einträge über Personal mit südosteuropäischem Hintergrund, Jagdausübungsberechtigten, Aasfressern oder Ratten u.a. ergeben.
A: ja durchaus!
Anmerkung: Der Eintrag könnte aber über Wurst und Fleisch, was die Saisonarbeiter mitbringen, erfolgen bzw. der LKW-Fahrer mit Wurst und Fleisch von zu Hause und nicht ordnungsgemäßer Entsorgung. Wo sollte sonst der Stamm aus Südosteuropa kommen? Preiswerte Futtermittel aus ASP-Restriktionszonen Südosteuropas?
A: Nein über Luft, also aerogen, wie bei Corona, das geht bei ASP nicht. Das Virus braucht Material, meistens Blut, um übertragen zu werden.
A: Stroh sollte mind. 6 Monate sicher vor Kontakt mit Wildschweinen gelagert werden, bevor es in eine Hausschweinehaltung eingebracht wird.
A: Kann ein Hobbyschweinehalter die Biosicherheitsvorgaben nicht erfüllen und die Schweine nicht in einem Stall halten, dann müssen die Schweine abgegeben werden.
Zu sonstigen Eintragswegen
A1: Auch das wird diskutiert. Es ist bekannt, dass auch Vögel an Aas fressen. Wenn diese Tiere Material von infizierten Tieren in die Stallungen schleppen, dann ist eine Übertragung möglich. Die von Vögeln verschleppten Gewebemengen waren gering im Vergleich zu dem, was z. B. Füchse verschleppen können.
A2: Die Verschleppung von Wildschwein-Kadaverteilen durch Vögel wurde in Einzelfällen beobachtet. Ob dies epidemiologisch relevant ist, kann man m. E. nicht mit Sicherheit sagen, aber man kann die Verbreitung auf diesem Wege derzeit auch nicht ausschließen.
Anmerkung 1: Das ist mir auch so bekannt. Dennoch erhöht sich der Eintrag sicherlich linear mit dem Angebot an Aas. bei insgesamt fast 500 toten Wildschweinen (keine Gewähr, persönliche Einschätzung) und vorhin präsentierten 155 positiven scheint mir der Infektionsdruck so hoch, dass Aasverschleppung immer wahrscheinlicher wird. Zusätzlich sind auch die Besätze an Krähen und Füchsen im urbanen Raum besonders hoch (ebenso Ratte als Kulturfolger), sodass sowohl Virus als auch potenzieller Vektor erhöht vorliegen und damit ein Eintrag immer wahrscheinlicher wird.
Anmerkung 2: In der Tat können Teile von Wildschweinkadavern über beträchtliche Distanzen verschleppt werden. In einer Studie, die im Naturpark Bayerischer Wald durchgeführt wurde (Rietz et al. 2024), wurden Kadaverteile bei Verschleppungen im Mittel 232 m, maximal 1250 m verschleppt. Vermutlich spielten Füchse dabei eine wesentliche Rolle.
A: Schnecken haben einen relativ begrenzten Aktionsradius, von daher gehen wir nicht davon aus, dass sie einen wichtigen Anteil an der Übertragung haben. Allerdings hat bisher noch keiner Schnecken auf ASP untersucht.
Zur ASP-Bekämpfung in Hessen
A: Die mobilen Wildschutzzäune wurden überwiegend von privaten Firmen aufgestellt und werden auch von einer Firma gepflegt. Teilweise war Personal von den Forstämtern beteiligt. Aktuell wird ein fester Zaun relativ weit im Osten an der B45 aufgebaut, wo maßgeblich das THW die Arbeiten übernimmt.
A: In der Kühkopfregion findet derzeit keine flächendeckende Suche statt. Wir wissen, dass dort die Seuche vorkommt und konzentrieren die Suche aktuell auf die Sicherung der äußeren Grenzen und in den Bereichen, in denen taktische Zäune gestellt werden. Auch nördlich der A60 wird immer wieder gesucht, um sicherzustellen, dass die Seuche sich nicht weiter nach Norden ausweitet. In der Kühkopfregion werden aber alle Kadaver geborgen, beprobt und entsorgt, die uns beispielsweise von Bürgern gemeldet werden.
A: Ich weiß von drei Betrieben.
A: Berliner Wildschweine sind ganz anders als andere. Sie sind seit Generationen an den Menschen gewöhnt. Kein wildes Wildschwein würde je durch Berlin hindurchwandern.
A: Danke für diese wichtige Frage, auf die ich (auch) gerne noch eingegangen wäre - Das Stichwort heißt "Kompartimentierung" (analog zur Wildschwein-Bekämpfung). Konkret heißt das in kleinräumigen Strukturen (z.B. historische Höfe in Ortsmittellage etc.), dass mindestens ein Schuhwechsel beim Stall- oder Auslauf betreten erfolgt. Zusätzlich müssen Risikobereiche des Betriebs separat eingezäunt werden (Rampen, Silos, Kadaverlager, = "Insellösung"). In Risikozeiträumen (Seuche rückt näher bzw. in Sperrzonen) heißt das, das auch bei einfahrenden Traktoren, Hoftracks etc. mindestens per Rückenspritze eine Reifendesinfektion erfolgt (übrigens Pflicht für alle Betriebe nach SchHaltHygV) - ganz klar müssen hier betriebsindividuelle Möglichkeiten identifiziert (und beschrieben) werden.
A1: Es ist nicht so dramatisch einen Direktvermarkter zu benennen. Wenn ein kleiner Betrieb nur seine eigenen Schweine schlachtet und direkt vermarktet, kann man ihn relativ einfach benennen, wenn er das möchte. Das ist in HE bereits passiert und auch in Ostdeutschland sind da einige Betriebe benannt. Aber das löst nicht das Problem der größeren Schweinehalter.
A2: In Geldern sind noch keine Sperrzonenschweine aus Hessen geschlachtet worden.