Vortragsreihe der VGG
Die Vorträge beginnen jeweils um 18.30 Uhr und finden im Hörsaal Q 015 statt.
Lateinamerika und Karibik
Montag, 04.11.2024: Am Amazonas: Das größte Flusseinzugsgebiet der Erde im Widerstreit der Interessen
Prof. Dr. Martin Coy, Universität Innsbruck
Zusammen mit seinen mehr als 1.000 Zuflüssen bildet der Amazonas mit einer Fläche von ca. 6,8 Millionen km² das größte Flusseinzugsgebiet der Erde. Schon immer war Amazonien eine Region, die die unterschiedlichsten Begehrlichkeiten der Menschen in besonderem Maß auf sich zog. Früher war es der Kautschuk, der dem Land am Amazonas eine kurzfristige Blütezeit brachte, heute sind es die agrarische Erschließung, die Extraktion mineralischer Rohstoffe oder die Inwertsetzung der hydroenergetischen Potenziale, die die Region tiefgreifend verändern. Die ökologischen und sozialen Kosten sind enorm. Nach einer Phase, in der zumindest Hoffnungen auf eine Trendwende der Regionalentwicklung in Richtung Nachhaltigkeit bestanden, hat sich in den jüngsten Jahren der Druck auf das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet der Erde, auf indigene Territorien, aber auch auf die Überlebensräume von Flussanrainern und Kleinbauern erheblich verstärkt. An Beispielen aus Brasilien schaut der Vortrag aus politisch-ökologischer Perspektive auf aktuelle Konflikte um und in Amazonien und beleuchtet regionalpolitische Prioritäten sowie ihre sozialökologischen Folgen.
Montag, 04.12.2024: Kuba im Krisenmodus
Prof. Dr. Matthias Schmidt, Universität Augsburg
Kuba befindet sich seit Jahrzehnten im Krisenmodus, ausgelöst durch Naturkatastrophen, Energieknappheit, das US-Embargo oder den Kollaps der Sowjetunion. Trotzdem konnte das Land bemerkenswerte Erfolge in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Armutsbekämpfung erzielen und entwickelte sich zu einer beliebten Tourismusdestination. Der abrupte Einbruch des Tourismusbooms infolge der Coronakrise führt jedoch zu folgenschweren ökonomischen Problemen, die erneut die Wandlungs- und Überlebensfähigkeit des karibischen Sozialismus herausfordern.
Montag, 06.01.2025: Lithium aus Südamerika – Das leichteste Metall der Erde gewinnt an Gewicht
Prof. Dr. i.R. Karl Heinz Otto, Ruhr Universität Bochum
Der Rohstoff Lithium gewinnt heute neue Bedeutung in Hochtechnologiebereichen. Zudem ist das Leichtmetall in der E-Mobilität oder in der Produktion von Notebooks und vielen anderen elektronischen Geräten bedeutsam. Das Element wurde früher vor allem als Schmierstoff für Achslager in der Bahntechnik verwendet; heute benötigt es die Glasproduktion als Zusatzstoff (z.B. für Brillen oder Teleskope) sowie die Herstellung von Batterien, die Aluminiumproduktion und die Pharmazie. Der Vortag thematisiert die Förderung von Lithium in Chile, Bolivien und Argentinien, wobei insbesondere der Abbau und die ökologischen Begleiterscheinungen im Mittelpunkt stehen.
Montag, 03.02.2025: Mobile und immobile Lebenswelten in Lateinamerika und der Karibik
Dr. Julia Kieslinger, Universität Augsburg
Migration in ihren vielfältigen Kontexten ist ein Phänomen, dem gesellschaftlich hohe Relevanz beigemessen wird; dabei werden Migrationsprozesse meist im Zusammenhang mit politischen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Krisen diskutiert. In Forschungsarbeiten werden statische Sichtweisen, die die Bindung von Menschen an einen Ort als Grundlage menschlichen Lebens sehen, mittlerweile stark in Frage gestellt. Der Vortrag beleuchtet Migrationsprozesse und räumliche Bewegungen im Alltag anhand von Forschungsarbeiten aus Lateinamerika und der Karibik. Dabei soll die Relevanz räumlicher (Im)mobilitäten für die Überlebenssicherung und Entwicklung von Strategien im Umgang mit sozio-ökologischen Veränderungen und Krisensituationen aufgezeigt werden. Gleichzeitig bringen mobile und immobile Lebensweisen lokale Entwicklungsprozesse und Veränderungen von Orten mit sich, die in Nachhaltigkeitsdebatten stärker berücksichtigt werden sollten.