Alumna Portrait von Lena Fuchs
Lena Fuchs (38) studierte an der Universität Vechta Gerontologie und schloss ihr Studium mit einem Bachelor und Masterabschluss ab. Aktuell ist sie Geschäftsführerin beim ambulanten Pflegedienst pro vita in Vechta.
Wo sind Sie aufgewachsen und zur Schule gegangen?
Gebürtig komme ich aus dem Ruhrgebiet, genauer gesagt aus Gelsenkirchen und habe dort 2005 Abi gemacht.
Wieso haben Sie Gerontologie in Vechta studiert?
Bereits während eines Schulpraktikums beim Physiotherapeuten entwickelte ich Freude an der Arbeit mit älteren Menschen. Zunächst entschied ich mich nach dem Abi für ein Studium der Rehabilitationspädagogik in Dortmund. Doch fehlte mir ein Bezug zur Alterswissenschaft und ich beschloss meinen Studiengang zu wechseln. Über eine Freundin aus Damme hatte ich von Vechta und dem Gerontologiestudium an der Hochschule erfahren. Nach einem Gespräch mit Claus Schmelz, mein Ansprechpartner für den Studiumswechsel, stand meine Entscheidung fest. Nach meinem Bachelor 2006 schloss ich meinen Master 2011 ab.
Wie war Ihr Weg zu pro vita und Ihrer jetzigen Stelle als Geschäftsführerin?
Seit November 2021 arbeite ich als Geschäftsführerin bei pro vita. Bereits während des Studiums habe ich dort in der ersten Senioren-WG des Landkreises als Präsenzkraft pflegerische Aufgaben und Hauswirtschaftstätigkeiten für sechs über 90-jährige Seniorinnen übernommen. Nach meinem Master wurde ich als erste Gerontologin des Betriebs eingestellt und durfte unter anderem an Konzepten mitarbeiten und Fortbildungen geben. Der Liebe wegen bin ich dann mit 26 Jahren nach England zu meinem jetzigen Mann gezogen. Beruflich bot sich mir die Möglichkeit als Office Manager in einer, für mich völlig neuen Branche, dem Industrie- und Anlagenbau, zu arbeiten. Insgesamt managte ich das Leben im Ausland mit Vollzeit-Job und zwei Stieftöchtern. 2016 kam dann unser Sohn auf die Welt. Selbst während der Zeit des Mutterschutzes förderte mein Chef mich und so konnte ich selbst mit Baby im Tragegurt Meetings halten. Später stieg ich zum Operations Director auf. Der Brexit und die Pandemie in Kombination mit einem heruntergewirtschafteten Gesundheitssystem verstärkten unseren Wunsch, nach Deutschland zurückzukehren. Über die Jahre hatte ich lose Kontakt mit den Kolleg*innen pro vitas gehalten. Überraschend erreichte mich um Weihnachten 2020 die Anfrage, ob ich mir die Stelle der Geschäftsführung zutrauen würde. Ich nahm das Angebot begeistert an und jetzt bin ich zurück im Betrieb.
Meine Aufgaben dort sind:
Ein Thema, das mich anfangs stark als Geschäftsführerin beschäftigte, war das Tariftreuegesetz, das zum 01.09.2022 in Kraft trat. Die Gehälter in der Pflege wurden gesetzlich gestärkt und die daraus resultierenden Lohnerhöhungen, aber auch die Inflation und andere Krisen in einem insgesamt leider sehr maroden Pflegesystem müssen aufgefangen werden. Auch die allgegenwärtigen Themen der Digitalisierung und des Fachkräftemangels spielen im Betrieb eine zentrale Rolle. Es braucht Mut und Kreativität, um den Alltag und die Zukunft zu gestalten. Zur Unterstützung habe ich erfahrene und engagierte KollegInnen in der Pflege und Verwaltung. Es ist mir wichtig, dass ich selbst ansprechbar und nahbar für mein Team von 140 MitarbeiterInnen bleibe. Auch ist für mich als Mutter die Flexibilität im Beruf essenziell, um den Job mit meinem Privatleben zu balancieren.
Wenn ich an mein Studium zurückdenke, denke ich gerne an:
In Vechta kennt jeder irgendwie jeden und gefühlt, ist alles in 10 Minuten mit dem Rad erreichbar. Auch habe ich die Abende mit Kommilitonen in der Banane und die B1-Partys vor dem Hörsaal in guter Erinnerung.
Mit Vechta verbinde ich:
Besonders die kurzen Strecken verbinde ich mit Vechta. Hier bin ich gerne mit meinem E-Bike statt eines Firmenautos unterwegs. Das Vorurteil, die Menschen im Norden hätten ein kühles Gemüt, kann ich darüber hinaus absolut nicht bestätigen. Mein Sohn fragte mich kurz nach unserem Umzug bei einem Spaziergang, ob ich eigentlich alle Leute in Vechta kennen würde, da uns jeder, der uns begegnete ein freundliches „Moin“ entgegenbrachte. Das mag ich.
Auf dem Stoppelmarkt würde ich gerne mal ein Bier trinken mit:
Mit meinen Eltern. Sie haben mich bislang noch nie zum Stoppelmarkt besucht und kennen das Spektakel nur aus meinen Erzählungen.
Aus meiner Studienzeit habe ich diesen Gegenstand aufgehoben:
Seit meiner Studienzeit begleitet mich mein grünes Hollandrad. Es wird nicht mehr jeden Tag bewegt, aber es steht bei uns Zuhause als Ersatzrad und für unsere Gäste bereit.
Mein Tipp für Studieninteressierte und Studierende ist:
Das Studium sollte unbedingt nach wahrem Interesse und Liebe zum Fach ausgesucht werden und der Fokus sollte nicht nur auf zum Beispiel möglichen Verdienstaussichten liegen.
Stand: 04/2024, Fotonachweis: Sandra Herzog Fotografie