Mascha Körner, in Hamburg aufgewachsen, hat von 2012 bis 2014 den Master Soziale Arbeit in Vechta absolviert. Zuvor hat Mascha Körner an der Universität Bremen Psychologie studiert. Wir stellen sie vor:
Ich arbeite jetzt:
Ich arbeite als Projektleitung von zwei drittmittelgeförderten Forschungsprojekten in der Kriminologischen Forschung und Statistik des Landeskriminalamts Niedersachsen.
Meine Aufgaben dort sind:
Strategische, methodische und inhaltliche Konzeption und Umsetzung kriminologisch-kriminalistischer Fragestellungen. Im interdisziplinären Team untersuche ich polizeirelevante Themen (wie z.B. Vernehmung, Partnerschaftsgewalt) und fokussiere dabei sowohl einen wissenschaftlichen als auch polizeipraktischen Mehrwert.
Sie sind wissenschaftliche Leiterin im Projekt „Befragungsstandards für Deutschland (BEST)“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). In dem Projekt analysieren Sie die bestehende Vernehmungspraxis der Polizei. Was sind die Ziele von BEST?
Der Personenbeweis ist trotz fortschreitender Entwicklung im kriminaltechnischen Bereich weiterhin zentraler Bestandteil des Strafverfahrens. Tatmotivation, Details zum Tatverlauf oder auch weiterführende Informationen lassen sich im Rahmen einer Vernehmung gezielt herausarbeiten. Allerdings wird die Vernehmung in der polizeilichen Ausbildung bundesweit sehr unterschiedlich, oft leider randständig behandelt. Im Rahmen des Projekts werden Bedarfe, Erfahrungswerte und Herausforderungen von polizeilichen Vernehmungen und außerbehördlichen Befragungen systematisch erhoben, analysiert und zu Empfehlungen aufbereitet.
Warum gibt es bei polizeilichen Vernehmungen keine einheitlichen Standards?
Eine Vernehmung ist eine sehr individuelle Situation, die durch zwischenmenschliche Interaktionen, den jeweiligen Ermittlungsstand als auch unterschiedliche Vernehmungsziele geprägt ist. Eine Vereinheitlichung würde dem nicht gerecht werden. Sehr wohl existieren in der polizeilichen Praxis aber zahlreiche erfahrungsbasierte, erfolgversprechenden Vorgehensweisen, die eine sinnvolle Ergänzung der Fachliteratur darstellen. Die Aufgabe im Projekt BEST ist es nun, diese standardisierungsfähigen Elemente zu identifizieren, abstrahieren und in geeigneter Form der Polizei in Projektleiterin in der Kriminologischen Forschung & Statistik des LKA Niedersachsens Aus- und Fortbildung sowie im Berufsalltag zugänglich zu machen.
Sie promovieren zum Thema „psychische Abhängigkeiten zwischen Tätern und Opfern im Bereich Menschenhandel/ Zwangsprostitution“. Warum haben Sie sich diese Thematik ausgesucht?
Der Kampf gegen Ungerechtigkeit und die Ausbeutung von Lebewesen, die sich selbst (in dem Moment) nicht zur Wehr setzen können, ist schon lange ein treibender Faktor in meinem Leben. Deshalb habe ich mich auch früh in meinem Psychologiestudium thematisch im Bereich der Viktimologie - umgangssprachlich Opferforschung genannt - verortet. Das Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution begegnete mir erstmals im Rahmen unseres einjährigen Forschungsprojekts, das wir im Master der Sozialen Arbeit durchgeführt haben … und ließ mich nicht mehr los! Deshalb war es ein logischer Schluss, dass sich auch meine Promotion der Erforschung der Dynamiken innerhalb dieses Deliktbereichs widmet, um einen Beitrag zur Bekämpfung des Menschenhandels zu leisten. Mein Thema behandelt dabei nicht nur die gewinnstrebende-ausbeuterische Perspektive der Zwangsprostitution, sondern möchte die oft komplexen Dynamiken durchdringen, die gerade im Zusammenhang mit der sogenannten Loverboy-Masche – der gezielten Vortäuschung einer Liebesbeziehung mit dem Zweck der Prostitutionszuführung – eine zentrale Rolle spielen.
Wenn ich an mein Studium zurückdenke, denke ich gerne an:
Die thematischen Freiheiten, die uns im Laufe des Studiums gewährt wurden. So konnte jede*r ein ganz eigenes Profil ausbauen.
Mit Vechta verbinde ich:
Einen krähenden Hahn, wenn man aus dem Zug steigt (lacht).
Mein Tipp für Studieninteressierte und Studierende:
Finde Dein ganz persönliches „Warum“ heraus und lasse Dich auf dem Weg zum Erreichen Deiner Ziele nicht ablenken! Es gehören Disziplin, Ehrgeiz und vor allem Leidenschaft dazu, um durch ein Studium fachlich, methodisch aber in erster Linie persönlich zu wachsen. Diesen Mehrwert gilt es trotz Leistungs- und Notendruck klar vor Augen zu behalten. Das Studium dient meiner Meinung nach also nicht nur dem Erlangen eines Abschlusses; vielmehr sollen Denkimpulse, Lernanlässe und Herausforderungen den Weg zum ganz persönlichen „Warum“ ebnen und stärken.
So unterstützte mich das Deutschlandstipendium:
Ich konnte mich durch die finanzielle Sicherheit auf die Leistungen in meinem Studium und meine Tätigkeit als studentische Hilfskraft konzentrieren, ohne einen weiteren Nebenjob annehmen zu müssen. Das hat mir den Weg geebnet, um mit Bestnote abschließen zu können und zeitgleich das Angebot einer wissenschaftlichen Mitarbeit in dem BMBF-geförderten Verbundprojekt „Prävention und Intervention bei Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung – PRIMSA“ zu erhalten. Beide Dinge haben sich als wesentliche Meilensteine, die meinen jetzigen Berufsweg zum Positiven prägen, herausgestellt!